Gemeinsam in der Pandemie – lokale KünstlerInnen singen in Alten- und Pflegeheimen

Gemeinsam in der Pandemie – lokale KünstlerInnen singen in Alten- und Pflegeheimen

Wer hätte zu Beginn des Jahres gedacht, dass unser tägliches Leben in wenigen Monaten stark eingeschränkt werden sollte? Wohl keiner. Leider kam es so.

Die im Zuge der CORONA-Pandemie notwendig gewordenen Kontaktbeschränkungen haben uns alle vor große Herausforderungen gestellt. Kurzarbeit, Home-Office und Home-Schooling oder auch Jobverlust waren die Folge. Um das Social-Distancing etwas erträglicher zu machen, wurden sogenannten Balkonkonzerte durchgeführt, wodurch ein Zusammenhalt entstand, ein gemeinsames Miteinander, wenn auch in einer etwas anderen Form und dies war weltweit spürbar. Für jene Menschen, die sich zwar selbst an die Bestimmungen halten mussten, sich aber dennoch in einem gewissen Grad frei bewegen konnten, waren es gemessen "kleinere" Einschnitte, als bei jenen, die als besonders schützenswert anzusehen sind: ältere, kranke und beeinträchtigte Menschen. Sie konnten keinen Besuch empfangen und teilweise verstanden sie nicht, was das bedeutete, warum die geliebten Menschen, die jeden Tag, jedes Wochenende kamen, nun nicht mehr regelmäßig da waren. Zwar hatten sie die anderen Mitbewohner und waren nicht ganz allein. Doch ersetzen diese nicht eine liebe Berührung, ein freundliches Wort oder auch das Lächeln von vertrauten und geliebten Menschen. Die Bewohner der Alten- und Pflegeheime waren stark isoliert vom Rest der Gesellschaft.
Über die wachsende Einsamkeit in dieser schweren Zeit hinaus, hatten auch viele selbständige und freie KünstlerInnen mit großen Existenzängsten zu kämpfen. „Was mache ich nun?“ „Finden meine geplanten Auftritte statt?“ „Wie halte ich mich nun über Wasser?“ Der Bund hat hier Hilfsmaßnahmen angeboten, die viele Freischaffende angenommen haben. Darüber hinaus ging es um mehr: Sie alle wollten auftreten und ein Publikum unterhalten.

Doch was kann man in so einer Situation machen?

Mit dieser Frage trat ein Begleitausschussmitglied unserer Partnerschaft für Demokratie der Welterbestadt Quedlinburg an uns mit ein paar Ideen heran. Gemeinsam entschieden wir uns, dass in Absprache mit den Alten- und Pflegeheimen Quedlinburgs sowie den beiden Einrichtungen der Lebenshilfe in Quedlinburg und Weddersleben den Balkonkonzerten nachempfundene Minikonzerte und Lesungen stattfinden sollten, um zum einen den örtlichen Künstlern eine kleine Bühne zu geben und den isolierten BewohnerInnen eine kurze Flucht aus diesem Alltag zu bieten.

Innerhalb der Quedlinburger Künstlerszene wurde ein Aufruf gestartet, wer sich vorstellen könnte, an einer Testphase mitzuwirken. Schnell fanden sich engagierte MusikerInnen und Schauspieler und für die Osterwoche wurde diese gestartet. Nach Absprache mit den verschiedenen zu bespielenden Einrichtungen konnten die ersten KünstlerInnen unter Einhaltung der Sicherheits- und Hygienemaßnahmen auftreten.
Trotz aller Vorkehrungen mussten wir diese kleinen Alltagsfluchten absagen. Doch wir haben uns nicht beirren lassen und nach stundenlangen Telefonaten und einem regen schriftlichen Austausch, um alle Zustimmungen zu bekommen und Eventualitäten sowie Vorsichtsmaßnahmen abzuklären, konnten wir eine längere Durchführung planen, die bereits am 3. Juni gestartet ist und bis zum 31. August andauerte. In dieser Zeit konnten wir unsere insgesamt 9 MusikerInnen und unseren Schauspieler jeweils in maximal Zweiergruppen in die genannten Einrichtungen schicken. Dort musizierten und lasen sie den Bewohnern vor. Es waren für alle Seiten wundervolle Momente und auch für uns als Organisatoren eine bereichernde Erfahrung, die wir nicht mehr missen wollen.

Auf diesem Weg möchten wir allen Beteiligten – dem Pflegepersonal, den Betreuern und unseren MusikerInnen und Schauspielern – für ihre Mitarbeit und die liebevolle Unterstützung danken.

Es war uns eine große Freude!

(Ein Projekt der Partnerschaft für Demokratie der Welterbestadt Quedlinburg)